Die innige Verbindung von Kultur und Religion wird im festival religio musica nova
2007 nicht nur sowohl dem Geiste als auch den Buchstaben nach
realisiert, indem eine Messe als Zentrum des Festivals gewählt wurde,
sondern bis zur Identität gesteigert: In der “Sollemnitas in
Conceptione immaculata Beatae Mariae Virginis“ wird der gesamte Text
des lateinischen Messformulars Wort für Wort vertont. Darüberhinaus
werden sehr behutsam Texte aus anderen Kulturen dem lateinischen Text
gegenübergestellt, um so die Universalität von Religion aufzuzeigen.
Als
Komponist konnte einer der berühmtesten englischen Komponisten, Sir
John Tavener gewonnen werden, neben Arvo Pärt wohl der einzige, der
aufgrund seiner spirituellen Haltung für solch einen
Kompositionsauftrag in Frage kommt. „Gewonnen werden“ ist vielleicht
nicht die richtige Formulierung: Sir John Tavener war von der Idee so
begeistert, dass er alle anderen Kompositionsvorhaben hintangestellt
hat und unverzüglich die Messe komponierte, obwohl wir ihm zu diesem
Zeitpunkt noch keinerlei feste Zusagen geben konnten. “I have never
written anything so inspired - it seems to erupt from the very core of
my being.”
In einem Umfeld, in dem, wie mir scheint, “männliche”
Qualitäten wie Effizienz und Durchsetzungsvermögen überbewertet werden
zu lasten von “weiblichen” Eigenschaften wie Empfänglichkeit und
Hingabe, in dem krudes Nützlichkeitsdenken alle anderen Werte zu
verdrängen droht, möchte das Festival durch die würdevolle und
wirkungsvolle Zelebration der Liturgie auf künstlerisch und spirituell
hohem Niveau sich der Thematik des Eros, des ewig Weiblichen und
Unbefleckten annehmen. Auch in dieser Hinsicht ist Sir John Tavener der
ideale Komponist für diese Messe, sind doch „the celebration of the
eternal feminine“, “the sacredness of eros” und die Universalität von
Religion seine Lebensthemen. Keine andere Neue Musik strahlt soviel
Herz-Energie aus wie die John Taveners.
>immaculata II
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